In der Reihe unserer Bauherren-Interviews haben wir mit Rainer Nonnengässer gesprochen. Als Executive Chairman der International Campus GmbH beschäftigt er sich mit hochwertigen Wohnkonzepten für Studierende und mobile Berufstätige. Wir wollten von ihm wissen, warum Micro Living eine zukunftsweisende Lösung für unsere Städte ist. Außerdem sprachen wir mit ihm über unsere Zusammenarbeit für THE FIZZ und HVNS. Gemeinsam entwickeln wir gerade neue Standards für das Interior Design der Apartmenthäuser auf Zeit – zum Beispiel aktuell bei den HVNS-Standorten in Berlin und Frankfurt am Main.

Apartmenthäuser sind nach Coworking Offices gleichsam die neuen Sterne am Immobilien-Himmel. Viele Unternehmen versuchen gerade in diesem Markt Fuß zu fassen. Was macht International Campus anders als die anderen?
Zum einen vermarkten wir keine Service Apartments oder Boarding Houses, sondern fokussieren uns auf reine Wohnprodukte. Konzeptionell sind diese für eine Aufenthaltsdauer von sechs bis zwölf Monaten angelegt – natürlich gerne auch für länger. Auf der anderen Seite haben wir zwei klare Zielgruppen im Blick: Studierende und mobile Berufstätige, für die wir die beiden Marken THE FIZZ und HVNS entwickelt haben.
Wie kommen Sie den Bedürfnissen dieser Zielgruppen entgegen?
Im Hinblick auf Studierende gibt es in Deutschland eine spezifische sozio-demografische Situation: Durch die zentrale Vergabe der Hochschulplätze sind die jungen Leute zur Mobilität gezwungen. Mit unseren Wohnkonzepten entsprechen wir deren Bedürfnissen nach zentraler Lage, Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, einfachem Zugang, Sicherheit und Sauberkeit etc. Wir möchten, dass sich Studierende von Anfang an bei uns zuhause fühlen und Kontakte knüpfen können. Um das Miteinander zu fördern, gibt es bei uns verschiedene Maßnahmen wie Gemeinschaftsbereiche und gemeinsame Veranstaltungen. Besonders internationale Studierende profitieren von der niedrigschwelligen Verfügbarkeit von Wohnraum, den sie sich ganz einfach online buchen können. Der gesamte Buchungsprozess spielt sich weitestgehend digital ab und erleichtert das Ankommen und Losstarten in einer neuen Umgebung.
Und was bietet das Wohnkonzept HVNS für Berufstätige?
Einfaches Ankommen und Unterstützung der Kernbedürfnisse. Berufstätige, die sehr viel arbeiten, finden bei uns ein Wohnumfeld mit allen Annehmlichkeiten für einen längerfristigen Aufenthalt. Zusätzlich bieten wir hier ebenfalls Einrichtungen zur gemeinsamen Nutzung wie ein Gym oder eine Lounge mit Coworking Space, Gemeinschaftsküche und Bar. Es gibt verschiedene Zonierungen für unterschiedliche Bedürfnislagen – von fokussierter Arbeit bis zum entspannten Ausklingen des Tages.
Mit brandherm + krumrey haben Sie sowohl für THE FIZZ als auch für HVNS Gemeinschaftsbereiche gestaltet. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Interior Design ist Vertrauenssache. Für die Zusammenarbeit musste daher die Chemie stimmen. Bei brandherm + krumrey haben wir schnell erkannt, dass wir ein ähnliches Verständnis vom Produkt haben und uns auch geschmacklich in die gleiche Richtung bewegen. Beim Standort von HVNS in Hamburg haben wir zusammen die Gemeinschaftsräume gestaltet, die sehr schön geworden sind. Außerdem arbeiten wir an einem weiteren Projekt von HVNS in Frankfurt am Main und entwickeln gemeinsam die Gestaltung der Wohn- und Gemeinschaftsbereiche von THE FIZZ weiter.
Welche Rolle spielt das Interior Design für die Nutzung und Vermarktung der Projekte und wie wird das von der Entwurfsarbeit von brandherm + krumrey unterstützt?
Bewohner und Bewohnerinnen sollen sich bei uns von der ersten Sekunde an wohlfühlen. Darum hat das Interior Design einen hohen Stellenwert. Bei der Gestaltung gibt es ja immer den Spagat zwischen Posh und Glamour auf der einen sowie Langlebigkeit auf der anderen Seite. Dabei muss man die Balance halten, da es wenig ökonomisch und nachhaltig ist, ständig die Einrichtung auszutauschen. Mit brandherm + krumrey haben wir hierfür eine gute Basis gefunden. Originalität, Innovation und Designorientierung gehören dabei ebenso zu den Kriterien wie Funktionalität, Beständigkeit und eine gewisse Zeitlosigkeit. Es darf nicht überfrachtet sein. Ein wesentlicher Punkt sind zudem flexible Elemente, so dass sich beispielsweise das Farbkonzept über den Austausch der Vorhänge, Teppiche etc. wechseln lässt. Der Mieter bzw. die Mieterin erhält durch mobile Elemente wie Rollcontainer oder Sideboards zudem die Möglichkeit, den eigenen Wohnraum persönlicher zu gestalten.
Welches Potential sehen Sie grundsätzlich für das Thema Micro Living im Hinblick auf das zukünftige Wohnen?
Ich denke, wir stehen am Anfang einer Veränderung des gesamten Mietwohnungsmarktes. In Deutschland haben Kleinwohnungen noch einen sehr geringen Marktanteil. Es gibt mehr Fünf- als Einzimmerwohnungen, da der Mietwohnungsmarkt hier traditionell vor allem auf Familien ausgerichtet ist. Seit Jahren stehen wir allerdings vor der Situation, dass die Haushaltsgrößen schrumpfen. In den meisten Großstädten liegt der Anteil von Single-Haushalten mittlerweile bei über 50 Prozent und die Mehrzahl der Haushalte ist kinderlos. Es gibt daher eine steigende Nachfrage nach kleineren Wohnungen, die aber nach wie vor nicht sonderlich intensiv gebaut werden. Meiner Ansicht nach wird das in den kommenden Jahren zu einer verstärkten Verlagerung der Bautätigkeit führen. Außerdem gibt es eine steigende Nachfrage nach Service-Wohnen, zum Beispiel in Form von möblierten Objekten oder Zusatzeinrichtungen wie einem Gym oder einem Coworking Space – das finden Sie zurzeit auf dem deutschen Wohnungsmarkt so gut wie gar nicht. Hier werden sich Angebot und Nachfrage stärker annähern müssen. Gerade im urbanen Raum wird es daher künftig ein vielfältigeres konzeptionell geprägtes Wohnangebot geben.